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Feedback im Zeitalter der Digitalisierung: 7 Methoden um Frust zu vermeiden

Digitalisierung der Buchhaltung wirft Fragen auf Abbildung: Ben White, unsplash.com

Der Mensch ist ein Problemlöser. Dadurch erkennen wir schnell, wenn etwas schief, meist noch viel eher als die Erkenntnis, dass etwas gut läuft. Seit mehreren Jahrzehnten haben uns Unternehmensberater, Schulungsleiter oder Vorgesetzte zum konstruktiven Feedback erzogen. Allerdings erkenne ich im Zeitalter der Digitalisierung, dass Feedback zwar vermehrt über E-Mails, Chats und Social-Media Portale gegeben wird, jedoch viel zu oft der Mehrwert fehlt. Der dadurch entstehende Aufwand des Feedbackgebers, der es einfach nur schnell hinter sich bringen will, und des Feedbacknehmers, der nach wichtigen Informationen sucht, nicht gerechtfertigt. Generell habe ich nichts gegen Feedback, aber wenn ich nichts hilfreiches beitragen kann, bleibt der Feedbackbogen leer. Um konstruktives Feedback zu fördern, stelle ich Ihnen 7 Methoden vor, die je nach Situation angewandt werden können - egal ob Face-to-Face oder über digitale Medien.

7 Feedback-Methoden um Mehrwert ohne Frustration zu erzeugen

Ich bin sehr neugierig und bilde mich gerne weiter. Bei meinem Lerntyp hat sich gezeigt, dass Präsenzveranstaltungen am effektivsten sind. Da kommt man um die obligatorische Feedbackrunde kaum herum. In einer unbekannten Umgebung wird die eigene Person anhand von wenigen Handlungen in einem neuen Lernkontext von fremden Menschen beurteilt. Das bereitet nicht nur mir Bauchschmerzen. Wir beurteilen lediglich einen Ausschnitt der Persönlichkeit ohne Berücksichtigung des Gefühlslebens der Person und der Verarbeitung von Feedback. So kann ein nett gemeintes "du bist sehr forsch aufgetreten" für Jemanden der versucht hat aus sich herauszukommen, wie ein Dämpfer wirken. Bei der nächsten Gesprächsrunde wird sich derjenige zurück halten. Auch in Unternehmen gibt es die verschiedenen Mitarbeitertypen, die entweder immer was zu meckern haben oder aber einfach stumm bleiben und das Feedback für sich verarbeiten. Es ist sehr wichtig, dass sich auf das zu gebende- sowie erhaltene Feedback gleichermaßen konzentriert wird. Durch die individuelle Nutzung der folgenden 7 Methoden, wird Feedback als Kritik mit Mehrwert wahrgenommen. Dadurch gehen interessante Hinweise nicht verloren und Kritik wird nicht zur Frustration.

1. Die 5 - Finger Methode

Anhand der 5 Finger wird das Feedback in großer Runde genannt. Dabei steht der Daumen für "Das war super…", Zeigefinger "Darauf möchte ich hinweisen…",  Mittelfinger "Das war nicht so gut…", Ringfinger "Das ist mein besonderes Schmuckstück (Highlight)…" und kleiner Finger für "Das ist mir zu kurz gekommen…". An sich differenziert diese Methode einige Aspekte besser als das Sandwich (siehe 6.). Grundsätzlich merkt sich der Mensch immer am besten die ersten und letzten Aussagen. Daher ist es gut, mit Positivem zu beginnen und Verbesserungen am Ende zu haben. Diese Methode eignet sich hervorragend für die Bewertung von Präsentationen.

2. Das Blitzlicht

Wenn bereits dieses Wort fällt, würde ich auf dem Absatz kehrt machen. Das Blitzlicht ermöglicht die Stellung einer Frage in die Gruppe. Die Gruppenmitglieder müssen innerhalb einer Minute ihre Antwort formulieren. Das Prinzip ist selbst sehr gut, jedoch werden die Fragen viel zu häufig zu generisch bzw. homogen gestellt: "Was hat Ihnen gefallen? oder Was kann man besser machen?".  Dabei liegt in der spezifischen Frage der wirkliche Mehrwert dieser Methode. So erhalten Sie bei "Finden Sie die Animationen in der Präsentation passend oder geben Sie eine Zusammenfassung des Inhaltes in 3 Sätzen wieder." konkrete Antworten und Aussagen der Teilnehmer müssen nicht dechiffriert werden.

3. Die Klebepunkt - Technik

Hier gibt es die unterschiedlichsten Varianten. Ob Zielscheibe, Tabelle etc. das Ziel ist stets seinen Klebepunkt nach einer geschlossenen Fragestellung als Bewertung einzubringen. Das heißt bei der Frage "Wie hat Ihnen das Seminar gefallen?" setze ich meinen Punkt auf gut, okay oder nicht so gut. Je nach Aufgabenstellung darf ich dies noch kommentieren, zumeist reicht aber das Setzen. Ich finde diese Methode sehr angenehm, wenn ich den ganzen Tag bereits kommuniziert habe, dass ich beim Rausgehen meine Bewertung setze. Darüberhinaus kann so ein schnelles Meinungsbild erstellt werden. Nachteilig ist jedoch, dass Begründungen bei der Nachbearbeitung fehlen.

4. Der Fragebogen

Er gehört zu den Klassikern und ich bin dankbar, wenn meine Meinung so abgefragt wird. Zum einen können anonym Hinweise gegeben werden und ich bin nicht gezwungen jede Frage zu beantworten. So kann ich meinen Fokus setzen und ehrlich sein. Je nach Ausgestaltung kann der Fragebogen auch für persönliche Bewertungen genutzt werden.

5. Die Ampel

Die Ampel eignet sich am besten bei großen Gruppen. Die Teilnehmer erhalten eine rote, gelbe und grüne Karte und es werden Impulsfragen gestellt. Dabei bedeutet Rot "Ich fand es nicht gut, dass ...", Gelb "Ich schlage folgende Verbesserung vor ..." und Grün "Ich fand es gut, dass ...". Da wir von unserer Mentalität her immer auf das schlechte konzentriert sind, wird diese Frage als erstes beantwortet, sodass wir uns auf die guten Punkte konzentrieren können. Die folgenden Zwei Punkte halte ich für eher ungeeignet, möchte Sie aber der Vollständigkeit halber mit aufführen, weil Sie zu den meist genutzten Feedback-Methoden gehören.

6. Das Sandwich

Niemand hört gerne negatives über sich. Da kann es helfen, wenn ich davor und danach etwas positives sage. Stellen Sie sich eine Veranstaltung vor in dem Ihnen keine neuen Informationen entgegen gebracht werden. Das kommt besonders bei Meetings viel zu häufig vor (s. Checkliste Meetings: So werden Sie zum Erfolg). Dem können Sie dann im besten Fall zwei positive Dinge abringen. Die angesetzte Zeit wurde eingehalten und die Powerpoint hat für Ihre nächste Präsentation Input gebracht. Wenn Sie jetzt zwischen den beiden "positiven Fakten" das kritische Feedback packen, hilft das niemanden weiter. Der Rezipient wird die positiven Fakten ausblenden und sich auf die Kritik konzentrieren.

7. Die Aber-Vermeidung

Dies ist der Versuch der Sandwichmethode ein wenig entgegen zu wirken, in dem das negative als Wunsch formuliert wird. Beispielsweise "deine Präsentationsunterlagen waren gut. Ich würde mir wünschen, dass du andere Farben und Inhalte für deine nächste Präsentation wählst". Oder "ich finde Deine Farb- und Inhaltswahl sehr mutig und ich denke, du wirst ein spezifisches Publikum damit ansprechen." Auf der Informationsebene finde ich diese Technik weniger gelungen, ABER von Unterhaltungsfaktor her sehr empfehlenswert. Selten sieht man Menschen so stark und stotternd überlegen, um etwas Negatives positiv zu umschreiben.

Ehrlich, kurz und prägnant: So muss Feedback in Unternehmen sein!

Mittlerweile versuche ich auf Methoden bei einem persönlichen Feedbackgespräch zu verzichten. Dabei frage ich meist, ob derjenige überhaupt Feedback jetzt und hier bekommen möchte. Damit vermeide ich die Feedbackmüdigkeit, unter der ich zum Teil selbst leide. Willigt der Empfänger ein, warne ich meinen Empfänger stets vor, dass ich meine Wahrnehmungen und Hinweise direkt mitteile und wir nach einer kurzen Pause gern darüber sprechen können. Wohl wissend, dass Feedback auch immer Emotionen auslöst - egal ob positive oder negative. Meistens gebe ich noch eine Themenstruktur vor. Wenn es nichts negatives oder positives in einem Bereich gibt, so versuche ich nicht etwas zu erfinden. Bisher habe ich damit gute Erfahrungen sammeln können, weil meine Gesprächspartner dankbar waren im Kopf meine Formulierungen nicht übersetzen zu müssen. So sollte Feedback mit Mehrwert lauten:- nicht einseitig sein (nur Nennen von Fehlern oder Positiven).

  • konkret sein mit Beispielen.
  • ehrlich sein.
  • individuell sein und nicht moralisch.
  • auf eigene Beobachtungen und Wahrnehmungen beruhen und auf Vermutungen und Handlungsinterpretationen beruhen.
  • vom Empfänger nicht kommentiert oder unterbrochen werden. (Natürlich darf der Empfänger nach Ende des Feedbacks auch dem Geber reflektieren)

Fazit und Feedback

Die richtige Kommunikation und das Finden des richtigen Tons ist im Geschäfts- als auch im Privatleben eine Kunst. Anhand des wohlbekannten 4-Ohren-Modells wissen wir, wie Aussagen wirken können. Daher möchte ich dazu aufrufen, Informationen nicht so lange umzuformulieren bis deren Sinn vollends verschwunden ist, sondern einfach zu sagen was man denkt. Natürlich können dadurch Befindlichkeiten verletzt und für Unruhe gesorgt werden, aber oftmals ist es wie der befreiende Regenschauer und die Zusammenarbeit funktioniert im Anschluss deutlich besser. Aber was denken Sie? Kennen Sie bessere Methoden? Und wie hat Ihnen eigentlich der Beitrag gefallen?